Archiv der Kategorie: Vor der Reise

Teure Reise, tolle Sponsoren und ein traumhafter Start

Eine umfangreiche Zahnbehandlung inklusiver neuer Brücken, Beläge (ah ne, die müssen ja eher runter) oder wie das ganze Zeug heißt, kann nicht viel teurer sein als so eine lustige Weltreise. Zugegeben, der Vergleich kam mir nur, weil ich heute morgen den Vor-Reise-Zahnarzt-Checkup hinter mich bringen musste. Nächtelang wieder nicht geschlafen, also mit Augenrändern versehen und Händen, nasser als nach einem Vollbad, nun also zum Zahnarzt. Und dann ist alles in Ordnung, ich konnte also nicht mal mehr ein Spielzeug für die tagelangen mentalen Strapazen abgreifen…

Zurück zum Thema! So eine Weltreise ist teuer. Und da wir gerne unsere daraus entstehenden Schulden abbezahlen wollen, bevor wir unsere Rente dafür auch noch opfern müssen (Altersvorsorge, Kinder!), mussten wir uns was einfallen lassen. Not macht erfinderisch, wobei, zugegeben, das ist schon Jammern auf hohem Niveau. Jedenfalls haben wir uns auf unsere Fähigkeiten besonnen. Die sind bei Marketing-Menschen wie uns dann doch eher – nennen wir es… spezifisch. Denn wir können reden (und ein kleines bißchen schreiben). Also Kühlschränke in der Arktis verkaufen, eine Präsentation halten, die wir nie vorher gesehen haben oder alten Frauen unnötige Lottoabos verkaufen (hey, ich war jung, brauchte das Geld und hab’s auch nach zwei Monaten wieder an den Nagel gehängt – RTL Explosiv stürmte auch das Büro und wollte ein Interview mit dem Geschäftsführer wegen dessen dubioser Machenschaften…)
Jedenfalls sind wir so auf die Idee gekommen, dass man ja auch Firmen, Zeitschriften und Co. von unserem Blog erzählen kann. Werbung verkaufen finden wir toll, Werbung machen eher nicht. Deswegen ging es uns um Unterstützung, wir berichten gerne, testen irgendwelche Dinge oder sonst was. Aber wir würden eher nicht schreiben „kauft Baumwollschlüpper von XY, denn nur damit kann man sich vor einem Bungeesprung so richtig schön in die… “ oke, reicht…

Nie mit irgend einer Resonanz gerechnet, kam prompt ein Tag später eine wahnsinnig liebe Mail einer Mitarbeiterin von „Tatonka“. Ihr wisst, Outdoorsachen, Rucksäcke und knaller Erste-Hilfe-Pakete und so weiter. Und sie hat nicht einfach gesagt, ihr bekommt ein Pflaster. Nein, sie hat gefragt. Was wir brauchen. Wie gut ist das denn?? (Kleine Anekdote: voller Freude schrieb ich davon meinem Dad. Was kommt zurück? Kein „toll Ina“, kein „Mensch, vielleicht kannst du mit dem Geschreibsel mal ein bißchen Geld verdienen“, kein „ich freue mich“. Sondern „ihr Chaoten seid unterwegs, nehmt das Erste-Hilfe-Set!“ So isser, der fürsorgliche Babbah…)

Jedenfalls möchten wir uns an dieser Stelle ganz herzlich und mit einem dicken Grinsen, bei dem beide Ohren Besuch von den Mundwinkeln bekommen, bei Tatonka für deren Hilfe bedanken! Einfach eine tolle Geste!


Achja, was haben wir als erstes genommen??? Das Erste-Hilfe-Spezial-Set! 😉

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Robinson am Freitag

Nun sind es nur noch 25 Tage und der Planungsbrei in unseren Köpfen würde mittlerweile eine mittelgroße Krippengruppe für eine Woche im Voraus versorgen können. Zu Beginn unserer Planung dachten wir „Man sind wir cool und ganz schöne Draufgänger“. Jetzt, wo die Reise immer näher rückt und wir uns mehrmals täglich durch das Internet und diverse Reiseführer kämpfen, fällt die Coolness hin und wieder in einen komatösen Tiefschlaf oder versteckt sich hysterisch kichernd unter der Couch. Je mehr wir lesen und je mehr wir vergleichen, desto öfter denken wir „Ach du Kacke!“. Aber das Gute ist, dass meistens einer von uns ruhig bleibt. In der Regel ist das Ina, die dann noch ein mal auf den Plan ruft, dass wir eine Weltreise und keinen Pauschalurlaub im Robinson Club machen. Es ist also vollkommen in Ordnung, dass es spannend bleibt. Und auch wenn wir vor lauter Reiseunterlagen, Rechnungen, Anträgen und Vergleichen manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, dann überwiegt dennoch die Freude auf das was noch alles vor uns liegt und was wir gemeinsam erleben werden.

Und Dank der vielen Bäume, die gerade um uns herum so stehen, lernt man auch recht schnell die eigene Wahrnehmung und vor allem auch die Perspektive zu ändern. So fällt einem auf einmal auf, dass man für den GinTonic und den Caesar Salad, den man gestern einfach so bestellt und verputzt hat locker drei Nächte in einem Doppelzimmer mit Blick auf die Stadt in Antananarivo nächtigen kann und das zu zweit. Relationen verschieben sich schon jetzt und auch wenn wir es im Moment noch belächeln, dass wir für die Zusatzoption mit dem schönen Stadtblick einen Aufpreis von 70 Cent bezahlen, dann wird uns spätestens bei der Ankunft in einigen Ländern bewusst, dass die Besitzerin dies gar nicht so amüsant findet, denn knapp die Hälfte aller Madagassen haben weniger als 70 Cent am Tag zum Leben. Auch diese Seite unserer Reise sollten wir uns hin und wieder ins Gedächtnis rufen.

Wir haben die Möglichkeit unseren Horizont zu erweitern und auf dieser Reise an uns selbst zu wachsen. Dank unserer Familien, die uns stets unterstützen, kommen wir in den Genuss in einem Kokosnussbikini auf den Mamanucainseln Purzelbäume zu schlagen, wenn uns gerade danach ist oder können uns ein klappriges, verrostetes und natürlich TÜF-freies Mofa in Peru kaufen, um damit zurück nach Santiago de Chile zu knattern. All das möchten und werden wir natürlich mit euch teilen und freuen uns, dass ihr uns somit auf unserer Reise begleitet, denn Abschiede liegen uns beiden nicht so, daher nehmen wir euch lieber alle mit!

Landkarten-Bingo

Da sucht man über Monate die perfekten Länder für einen Trip zusammen, sammelt Infos, geht nach Gefühl. Schaut, welche Länder irgendwie „cool“ klingen und nicht den Anschein von „in geschnürten Wanderstiefeln mit Wollsocken durch den Schwarzwald stiefeln“ haben, außerdem mehr Flair mitbringen als ein Ausflug zu den Karl May Festspielen in Bad Segeberg. Und dann das…!

In Südafrika denkt man ja noch, okay, das ist schon recht groß, da müssen wir Abstriche machen. Und in den Park wollen wir, den Rest bauen wir halt drum herum. Schauen mal, was noch so kommt. Und dann kommt Madagaskar. Da sieht dieses Inselchen so niedlich aus, wie es da vor der afrikanischen Küste rumdümpelt. Aber mist, das Ding ist schmale 580.000 Quadratkilometer groß. Und hat eine (!) Hauptstraße. Aber die auch bitte mit Fahrer benutzen, denn es kommt schon mal gerne vor, dass man von der provisorisch errichteten Holzplanken-Brücke fällt. Unser Reiseführer sagt dazu „Lemurs, baobabs, rainforest, beaches, desert, trekking and diving: Madagascar is a dream destination for nature and outdoor lovers – and half the fun is getting to all these incredible attractions.“ Okay, also mussten wir uns mit dem Gedanken anfreunden, in zwei Wochen wohl nicht die ganze Insel bereisen zu können. Aber wo nun hin? Der Reiseführer sagt: der Norden ist spannend. Der Reiseführer sagt: der Süden ist spannend. Achja, und die Mitte hat auch noch einiges zu bieten. Was also? Knorrige alte Bäume anschauen? Oder durch den Nationalparkt über Hängebrücken kraxeln? Oder zu den niedlichen (wirklich) kleinen Inseln am Rand? Oder eher zu den Tauchspots?

Wir haben uns dann für folgende Methode entschieden, die nun sowas wie ein Reise-Credo werden wird: man nehme eine Landkarte, breite sie sorgsam vor sich aus (diese Dinger sind wie Beipackzettel in den Medikamentenschachteln, man bekommt sie nie wieder so zusammen gefaltet, wie sie vorher waren). Dann trinke man drei Mexikaner, bevor man sich vom Anderen die Augen verbinden lässt. Nun eine Paintball-Farbkugel zur Hand. Anschließend drehe man sich einbeinig drei Mal im Kreis und wirft die Farbe auf die Landkarte. So findet man schließlich sein Reiseziel! Wem das zu langweilig ist, der kann diese Schritte auch öfter vollführen, bis sich ein Twister-ähnliches (u know, dieses Begrabbel-Spiel, was man während der Pubertät immer gespielt hat, um „zufällig“ auf der angehimmelten Person zu landen) Spielfeld ergibt. Man spiele Twister, trinke fleißig weiter. Und worauf man mit der rechten Pobacke fällt, dies wird das neue Reiseziel.

Viel Spaß beim Ausprobieren 😉

Lappen

Ist er nicht hübsch? Da lacht man jahrelang die armen Besitzer des pinken Lappens aus und präsentiert mit Stolz seinen Führerschein in Kreditkartenformat, wenn man beim Zigaretten- oder Alkoholkauf nach dem Ausweis gefragt wird, und dann kriegt man selbst so ’nen Wisch in die Hand gedrückt. Nicht im zarten altrosa, sondern in Tarnfarbengrau liegt er nun vor mir – der internationale Führerschein. Was ist das Besondere daran? Nichts. Dieses Stück graue Altpapierpappe mit Stempel und kleinen Bildern von verschiedenen Fahrzeugklassen, das für schlappe 18,-Euro in unseren Besitz überging, hat nicht nur ein handliches DIN A5 Format was locker in die Gesäßtasche einer Gangster-Baggyhose passt sondern ist ohne den nationalen Führerschein auch gar nicht gültig. Ergo wir müssen in Johannesburg dann also auch unseren deutschen Führerschein und natürlich zur Identifizierung auch unseren Reisepass vorlegen. Aber immerhin wissen wir seit gestern auch wofür wir das alles brauchen. Wir haben unser Auto gemietet. Mit einem flotten Kia Picanto oder einem ähnlichen Gefährt in Elefantenrollschuhgröße werden wir durch Südafrika und somit auch durch den Kruger Nationalpark düsen. Etwas Gutes hat es aber, denn unser Miniklassewagen wird hoffentlich nicht von einem Elefantenbullen mit einer Elefantenkuh verwechselt. Wir gehen höchstens als ausgewachsenes Erdmännchen durch und sollten somit direkt zwischen den Beinen der Elefantenherde hindurch fahren können. Aber zunächst müssen wir bis zum Nationalpark kommen, denn in Südafrika herrscht Geisterfahrerverkehr, also zumindest für deutsche Verhältnisse. Das erste Abendteuer erwartet uns demnach schon beim Verlassen der Mietwagenstation in Johannesburg, wenn wir uns in den Linksverkehr stürzen. Ihr werdet es erfahren, denn wir werden berichten, ob und wie wir den Nationalpark erreichen. Vielleicht wechseln wir zwischendurch auch unser Gefährt und steigen auf ein Streifengnu um oder lassen uns auf dem Rücken eines Impalas durch den Busch tragen.

Morgens halb zehn in Deutschland

Heute war es wieder so weit. Ein fulminantes Frühstück in Form von zwei mehr oder minder kleinen Spritzen wartete wieder in der Praxis von Dr. Sommer auf uns und wurde von MC Summer himself serviert. Ina durfte gleich als erste wieder auf die Pritsche und blank ziehen, nachdem Herr Dr. Sommer wieder einen seiner sphärischen Witze zum Besten gab und sich köstlich darüber amüsierte. Danach spielten wir wieder Bäumchen wechsel dich und ich hüpfte auf die Bank, um erneut meinen Körper mit Rabipur und kleinen Kolonien gegen FSME zu ärgern. Während Ina die versteckte Kamera aus der Tasche zog, um diesen einzigartigen Moment festzuhalten, holte Herr Dr. Sommer weitere Kalauer aus seiner Witzkiste. Wir ließen ihn lachen. Was soll’s, tattrige Hände hat er ohnehin, da kam es nun beim besten Willen auch nicht mehr auf ein weiteres Zittern an. Nachdem auch ich mir mein Lob für meine Tapferkeit abgeholt hatte gesellten wir uns wieder an den Arzttisch und folgten aufmerksam seinen Erklärungen zum weiteren Vorgehen, welches sich natürlich im Minutentakt änderte. Irgendwie ist es ja in Wahrheit auch völlig egal, ob wir nun erneut gegen Polio geimpft werden, obwohl wir diese Impfung schon haben oder ob Ina die mir noch fehlende Impfung bekommt oder eben ich. Bereits am Anfang der „Sitzung“ stellten wir ja schon fest, dass ich für die Koordination der Termine zuständig bin und Ina den Rest übernimmt. Also kann sie auch einfach meine Impfstoffe mit übernehmen. In Fachkreisen spricht man glaube ich von Arbeitsteilung. Und so packten wir unsere schweren Arme wieder ein und schlenderten zur Empfangsdame, die uns noch kurz um unsere Impfgebühr erleichterte und uns dafür aber strahlend ein schönes Wochenende wünschte. Dann hoffen wir dieses Mal, dass unser Immunsystem nicht wieder Samba tanzt und freuen uns auf die nächsten beiden Termine, die noch vor uns liegen. Achja, beinahe hätte ich es vergessen. Wir sind euch ja noch ein Foto schuldig. In seinem vollen Glanze und vertieft in unseren Impfplan ließ er sich dennoch zu diesem prachtvollen Schnappschuss hinreißen. Dr. Sommer – der Arzt dem Ina und ich vertrauen.

Dr. Sommer

Three down. Three more to go! Heute hatten wir wieder das Vergnügen die morgendlichen Stunden mit Dr. Sommer zu verbringen. So alt wie die Bravo scheint auch unser Tropenarzt zu sein. Und jedes mal, wenn wir auf der Pritsche sitzen und todesmutig der Spritze entgegen springen, dann könnte man meinen, dass wir nicht wirklich älter als der gemeingefährliche Bravo-Leser sind. Die Geschmeidigkeit mit der er im Schleichschritt zu seinem Medikamentenbeitisch geht ist so grazil wie die einer sibirischen Breitarschantilope. Die schwungvoll dahingekritzelten Hieroglyphen, die er jedes Mal in unsere Karteikarte malt, spiegeln seine jahrelange Erfahrung wider und sind bei jedem Folgebesuch ein wahres Highlight, da er sie selbst nicht entziffern kann – wir fühlen uns gut aufgehoben und kompetent beraten.

Mit über 600 Euro, die wir bereits der Pharmaindustrie und dem Gefolge von Dr. Sommer gespendet haben fühlen wir uns befreiter, irgendwie leichter eben. Dafür haben wir aber auch schon einiges bekommen – 5 Spritzen mit Millionen Kulturen und ganze 24 Film-Tabletten mit denen wir die Moskitos auf Madagaskar zielsicher bewerfen können. Eigentlich gar kein schlechter Deal, wenn ihr mich fragt.

Und so fiebern wir schon den nächsten Terminen mit unserem Lieblingsfacharzt für Tropenmedizin entgegen und unterdrücken stets den Drang einen fachlich korrekten und nahezu überschwänglichen Eintrag auf Qype zu veröffentlichen, damit noch mehr Reisende in den Genuss von Malerone, Rabipur und natürlich Dr. Sommer kommen.

Da fiel die Tür ins Schloss

Da kam er nun, der eine Tag. Der an dem ich meinen Wohnungsschlüssel aus der Hand gab und meine eigenen vier Wände verließ. Seit Wochen habe ich schon meine neuen Untermieter auf dem Papier stehen, aber gestern wurde es dann ernst und das Protokoll hielt alles fest. „Hier entlang. Bitte, tretet ein und fühlt euch wie zu Hause.“ Mit ein paar kleinen Handgriffen waren Klingel- und Briefkastenschild ausgetauscht und ein weiterer Abschnitt beendet. „Auf Wiedersehen. Gehabt euch wohl. Tschüss geliebtes Heim. Wir sehen uns im nächsten Jahr.“

Ein erneuter Haken auf der endlos langen Liste. Ein großer Haken, dennoch schwungvoll gezogen. Und der Stift ist bereit, um weitere Haken zu schlagen, Sachen zu streichen und weitere hinzuzufügen. Nun sind es nur noch Wochen, keine Monate mehr und noch einiges steht auf dem Plan. Die erste von zwei Wohnungen ist leer, die zweite noch immer unser zu Hause. Und so packe ich meine vier Wände in die Tasche, nehme mein zu Hause an der Hand, um mit ihr die Welt zu bereisen und Farbe an neue Wände zu malen.

6,5 Monate im Rucksackformat

„If you’re not shaking, you need another cup of coffee“… einer meiner Lieblingssätze, denn Kaffee geht immer, überall und zu jeder Tages- und fast jeder Nachtzeit (würde er kalt schmecken, hätte ich wahrscheinlich nachts eine Tasse am Bett stehen und würde zwischen zwei Schnarchern (natürlich nur, wenn ich Schnupfen habe und auf dem Rücken liege) nochmal kurz ein Schlückchen nehmen. Naja, dieser kleine Einblick hat jetzt auch nur semi-viel mit dem zu tun, was ich erzählen wollte, es fiel mir nur gerade ein, weil ich am Montag morgen schon wieder viel zu viel von der köstlichen Bohne genascht habe…

Also, zurück zum Rucksack… Nun begab es sich, dass uns am Wochenende meine zauberhafte Familie (leider ohne Bruderherz) inklusive Tante und Onkel (yes, wenn, dann machen wir das auch richtig…) besucht hat. Und dieses Mal stand neben dem obligatorischen Shopping-Marathon noch der Kauf einiger Reiseutensilien an. Also, nix wie hin am Freitag morgen zum beliebten dreistöckigen Outdoorladen in Barmbek, in dem ich mich mittlerweile besser auskenne als der Ladendetektiv oder die Berater aus der Schuhabteilung (denn die sehen einfach nix von dem Laden außer ihren schnuckeligen Schuhbereich). Im ersten Stock angekommen, stürmte meine Familie im Rudel zielstrebig auf den nächsten wehrlosen Verkäufer zu – ich glaube, auf der Treibjagd geht’s nicht viel anders zu… Seinem Schicksal schnell ergeben, ging’s los mit der Rucksack-Beratung. Erste Frage in die Runde:“…und Sie gehören ALLE zusammen??“. Entschuldigung, aus ’nem banalen Rucksack-Kauf kann man schon mal einen Großevent machen! Und wie es sich zu jedem Anlass dieser Größe gehört, wurden auch gleich die Kameras gezückt. Ja, richtig, Kameras… Weder meiner Mum, noch meiner Tante (die Verwandtschaft lässt sich eben nicht leugnen) und erst recht nicht meinem Onkel war es zu peinlich, erst mal die Handys und Kameras zu zücken und jede noch so kleine Bewegung festzuhalten – hätten sie gewusst, wie man mit den Dingern Videos macht… sie hätten es getan… Und vorher noch ein paar Spots und Strahler besorgt, um die Szenerie auch schön auszuleuchten. Ich bin sicher, hätten sie die Nummer noch ein paar Minuten länger durchgezogen, wäre ich nach Autogrammen gefragt worden… Also, denn endlich der erste Rucksack vor mir. …und ich Idiot wollte ihn mir einfach irgendwie auf den Rücken heben. Wohlgemerkt, in dem Ding kann ich sicher bequem stehen. Aber weit gefehlt, erst die Schlaufe greifen, dann die andere Hand überkreuz drunter (…nennt man das dann „unterkreuz“…?), das Ding aufs Knie und DAAAANN, aber erst DAAAAANN darf man ihn aufsetzen. Das rote Monster auf meinem Rücken löste sogleich eine neue Welle der Begeisterung bei meiner Familie aus, Blitzlichtgewitter lies nicht lange auf sich warten. Und mein Vater, charmant wie er ist, ruft quer durch den Laden: „Ina, wo bist du denn, ich kann dich nicht mehr sehen! Ich sehe nur noch nen Rucksack mit Beinen!“ Zugegebenermaßen, das Ding trägt eher mich als ich ihn… Und dann kommt noch das richtige Einstellen an den Gurten:“bitte nach vorne beugen, an den Schüren ziehen und „zack“ aufrecht hinstellen“. Ich bin mir sicher, die Korsetts im 18. Jahrhundert haben im ersten Moment nicht anders gesessen… Und hätte irgendwer mit dem Finger gegen mich geschnippt, ich wäre nach hinten umgefallen und hilflos wie eine Schildkröte auf dem Panzer liegen geblieben… Dieses Schauspiel wiederholte sich sodann noch einige Male, irgendwann konnte ich diese Monster auch aufziehen, so mit richtiger Technik (mache ich sowieso nie wieder so…), ohne meine Arme zu verknoten. Aber kaum zu glauben, der erste Rucksack wurde letztlich auch der Favourit.

Warum ich euch die ganze Geschichte erzähle? Ja, weil sie ein wenig witzig ist. Aber wie in allen (ich hoffe mal) guten Geschichten, gibt’s zum Schluss noch eine Erkenntnis: verrücktes Gefühl, wenn man letztlich den Gegenstand in der Hand hält, der für über ein halbes Jahr all das beherbergt, was ich brauche. Meine Konstante, mein Zuhause, mein Helfer.

In diesem Sinne: habt eine tolle Woche!

I like to move it

Man sollte meinen, dass Dreamworks uns ähnlich wie Walt Disney mal wieder einen vom Pferd erzählt hat, wenn es um die militärisch organisierte Pinguin-Elitetruppe aus dem Film Madagascar geht, denn man möchte meinen, dass es auf Madagaskar gar keine Pinguine gibt. Aber am heutigen Tage wurde ich eines besseren belehrt, denn auf einmal stand Philipp vor mir – ein madagassischer Felsenpinguin. Dem Kindchenschema voll und ganz gerecht werdend sah er mich mit seinen großen Augen an und setzte sich auf mein Knie. Da sich mein Madagassisch leider noch im embryonalen Frühstadium befindet gestaltete sich die Verständigung etwas schwierig. Dennoch war nach einem kurzen Flügelschlag alles klar – Philipp war gestrandet und weit weg von zu Hause. In einer Harburger Zahnarztpraxis war ihm zu Ohren gekommen (Anmerkung der Redaktion: Hört sich komisch an, is‘ aber so), dass Ina und ich die Welt umsegeln wollten und mit Kokosnussbikini und geölter Stimme auch Madagaskar erobern wollen. Und somit offenbarte sich sein Anliegen. Philipp wollte nach Hause, zurück zu seiner Familie, die ihn wahrscheinlich schon schrecklich vermisste.

Demnach möchten wir euch hiermit unseren kleinen Begleiter Philipp vorstellen, der uns von Deutschland über Johannesburg bis nach Madagaskar begleiten wird. In ein paar Wochen kann Philipp dann endlich seine kleinen Flügel wieder um seine Eltern und Geschwister legen und am Strand von Madagaskar mit Ina im Kokosnussbikini tanzen. Und ja, es wird Fotos geben! 😉

Vom Bahnhof in die Welt

Mein erster Gedanke beim betreten des Hauptbahnhofes: hui, ganz schön ausgeprägte Homo-Quote hier. Achja, der CSD ist in der Stadt und morgen steht einmal mehr der Regenbogen über Hamburg. Wird sicher recht warm werden… (als Anhänger dieser Truppe darf ich solche Witze reißen 😉
Jedenfalls sitze ich hier so am Bahnsteig und warte auf den verspäteten (was auch sonst) Zug einer Freundin. Aber heute keine Geschichte über bräsige Bahnbedienstete oder muffigen Mitfahrer.
Sondern Gedanken zum temporären Abschied. „Ich bin ja nicht aus der Welt“ habe ich in letzter Zeit sehr häufig genutzt. Naja, aber ganz ehrlich, viel weiter weg von Zuhause geht auch nicht, sonst bin ich quasi schon wieder näher dran. Und ich lasse für ein halbes Jahr meine geliebte Stadt und meine sehr lieb gewonnenen Freunde zurück.
Und meine Familie. Nicht mehr jeden Abend ein Telefonat mit den Sätzen „was hast du heute gegessen?“ oder „bist du mal wieder krank, du hörst dich so verschnupft an?“. Nicht 15 Mails mit detaillierten Vergleichs-Berichten, weil man um die „zügige“ Anschaffung einer externen Festplatte gebeten hat (O-Ton: „bitte Papa, nicht überlegen, einfach irgend eine kaufen! Die muss weder bügeln können, noch meine Wohnung aufräumen; nur Daten festhalten!“)

Aber im Gegenzug zum „ziehen lassen“ gibt es eine Tochter, die eine weitere Zehenspitze Richtung Eigenständigkeit auf den Boden der Tatsachen stellt; bei der die Ohren Besuch vom breiten Grinsen bekommen, wenn sie an 6,5 Monate in ranzigen Hostels und undichten Zelten denkt.
Ihr Lieben, der Abschied fällt schwer, das Wiedersehen wird dafür umso schöner. Denn Vermissen zeigt eines: dass der Andere von Bedeutung ist.