Marcels Sterneküche aus der Packung erheiterte unseren Abend und füllte unseren Bauch. Das Hühnchen hatte er bereits mariniert gekauft und die Pasta wurde kurzerhand aus der Chinabox gezogen. Geschmeckt hat es aber trotzdem. Mit vollen Bäuchen gingen wir spät ins Bett und wachten morgens mit einem platten Reifen auf. Dieser hatte uns ja bereits zuvor ein paar Sorgenfalten auf die Stirn gezeichnet. Also klopften wir an Marcels Zelt und holten uns die Reifenpumpe (von der Angel bis zur Solarzelle hat er einfach alles). Wir schleppten unseren Van zurück in die Zivilisation und sahen auf dem Weg nach Whyalla unsere ersten lebenden Kängurus. Bis dato hatten alle anderen tief und fest am Straßenrand geschlafen. (Anmerkung der Redaktion: wusste nicht, dass Kängurus auch Winterschlaf machen, und das im Sommer?!). In Whyalla ließen wir vom australischen ADAC den Reifen wechseln und begaben uns auf den Weg nach Adelaide.
Die Adelaide Hills wurden schnell als konkretes Ziel ausgesucht, denn hier wurden, wie auch überall sonst, Weinverkostungen angeboten. Allerdings zusammen mit Schokoladenverkostung. Besser geht’s ja fast gar nicht! Und so genossen wir Valrhona Schokolade und verschiedene „Traubensäfte“ während wir den Blick über das Weingut schweifen ließen.
Voller Glückshormone und etwas beschwipst schlenderten wir im Anschluss noch durch Little Germany, bekannt unter dem Namen Hahndorf und ließen uns den Sauerkrautduft um die Nase wehen. Da kam doch kurz ein bisschen Heimweh auf, auch wenn wir weit ab vom gemeinen stereotypen Sauerkrautesser wohnen.
Und so verabschiedeten wir uns in die letzte Nacht in South Australia, denn morgen brechen wir Richtung Great Ocean Road und somit Victoria auf.
Neuer Tag, neues Glück oder so. Die Great Ocean Road machte ihrem Namen alle Ehre, denn sie war sowohl groß(artig) als auch eine Straße und „Ocean“ gab’s gefühlt von allen Seiten und im Überfluss. Vorbei an Klippen und wilden Gesteinsformationen schlängelten wir uns an der Küste entlang. Ina hielt nach Koalas Ausschau, die wir in den unzähligen Eukalyptusbäumen am Straßenrand vermuteten und ich versuchte immer schneller als die Schulbusse mit asiatischen Hobbyfotografen mit der Spiegelreflex zu sein, die Dank ihrer massiven Teleobjektive aber meistens eh rückwärts den Berg wieder runter rutschten. Zwischen einem der vielen Sehenswürdigkeiten, die von der Natur erschaffen wurden erspähte ich den ersten (und wie sie herausstellen sollte, den einzigen) „wilden“ Koala, der ähnlich wie die von uns gesichteten Kängurus, tief und fest zu schlafen schien. Das ist bei Koalas ja aber nicht verwunderlich, da sie durch die ätherischen Öle aus den Eukalyptusblättern, die sie ausschließlich fressen, den ganzen Tag high sind und deswegen ca. 19 Stunden am Tag schlafen. Dieser kleine Geselle war aber irgendwie anders, denn er umarmte ganz fest die Straße auf der er lag. Nun denn, wir fuhren weiter und landeten
irgendwann in Johanna wo wir direkt am Strand und unter den Sternen schliefen. Am nächsten morgen wurde
ich von meiner romantischen Ader geweckt und stampfte Personenhohe Buchstaben in den Strandsand. Diese zeigte ich dann voller stolz Ina von einem kleinen Ausguck, den ich vorher ausgemacht hatte. Leider konnte man nicht mal erahnen was dort stand. Daher machten wir unfreiwillig einen kleinen Strandspaziergang und brachen danach Richtung Apollo Bay auf. Hier warteten Seesterne und Stachelrochen auf uns. Die einen klein und süß, die anderen elegant, aber mit knapp 2 Meter Spannweite!
Von dort zog es uns dann recht schnell weiter Richtung Torquay und somit ans Ende der Great Ocean Road. Noch längst nicht das Ende unseres Roadtrips beschlossen wir in Torquay zu bleiben. Ina buchte für den nächsten Tag einen Surfkurs und ich kaufte mir kurzerhand eine Angel und den passenden Angelschein. Abends musste Ina sich mit einem Buch bewaffnet neben mich auf den Steg setzen während ich einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser zog und somit die gesamte Anglergemeinde unter den Fluss angelte. Meinen großen Fang schenkte ich großzügig den älteren Herren, die von ihren Frauen geschickt wurden, um etwas für das abendliche Grillen zu fangen und die kleinen Fische durfte Ina wieder ins Wasser setzen.
Wenn die eigene Frau morgens um kurz nach neun in einem hautengen Wetsuit vor einem steht, dann kann man ohne weiteres darüber hinwegsehen, dass es quasi noch mitten in der Nacht ist. Und saß ich zwei Stunden breit grinsend am Strand während Ina ihre ersten Gehversuche auf dem Surfbrett machte und hielt von der Trockenübung bis zum ersten Stehen alles brav auf der Kamera fest. Lässig saß sie auf dem Brett während links und rechts ein Surfer nach dem anderen ihr zur Hand bzw. zum Board gehen wollten. Einige Videoaufnahmen und 94 Fotos später kam sie wieder an Land und freute sich über die Wellen, die sie gestanden hatte. Da Surfen für mich fern von allen Sportarten ist, die ich für mich passend finde, und Ina vom Angeln jedesmal Narkolepsie bekommt, entschlossen wir uns nach einer Sportart zu suchen, die uns beiden gefiel und die wir auch nach unserer Reise fortführen könnten. Ohne viel Überlegung kamen wir auf’s kiten und machten uns einen Tag später auf den Weg Richtung Melbourne, um unseren Plan in die Tat umzusetzen.
Erkenntnis des Tages: wir werden immer schreibfauler, aber geloben feierlich Besserung! 😉