Die meisten Reiseberichte von Maria und Max Mustermann klingen in etwa so:
„und dann bin auf diesen oder jenen Berg geklettert, dann bin ich an diesem oder jenem Wahrzeichen vorbei gekommen und habe dann dieses Foto gemacht, auf dem ich mich schief an ein Gebäude lehne und ich dadurch meine kreativ-fotografische Ader sowie meinen sprühenden Witz zum Ausdruck bringe“. Und sie haben absolut ihre Berechtigung. Aber unserer soll folgendermaßen klingen:
Nach einer Schifffahrt auf einer Fähre, auf der in Deutschland nicht einmal mehr Altmetall transportier worden wäre, kommt man auf Kadavu an – eine Insel der Fiji-Gruppe. Von Board schafft man es, nachdem der Gabelstaplerfahrer bemerkt hat, dass die Balken, die er vom Schiff fahren möchte, wirklich breiter sind als das Tor und auch selbst mit allem erdenklichen Zureden nicht kleiner werden wollen – etwa anderthalb Stunden später also.
Und fährt man dann mit dem kleinen Bötchen um fünf weitere Buchten herum, landet man im Paradies.
Den Fahrtwind noch in den Augen, schließt man sie, um den Duft des Meeres einzuatmen. Salzige Luft, vollgesogen mit der schweren Wärme des beginnenden Tages, legt sich in die Lungen und streichelt gleichzeitig das Herz ein wenig. So öffnet man die Augen und sieht die kleine Bucht vor sich, wie sie halbmondförmig ihre Arme ausbreitet. Palmen behüten den Strand, dahinter beginnt der grüne Garten, gesäumt mit den buntesten Pflanzen. Aus dem Boot aussteigen und ankommen. Wieder die Augen schließen und das zarte rot hinter den geschlossenen Lidern genießen, das durch das warm einfallende Sonnenlicht noch mehr Behaglichkeit aufkommen lässt. Das Rauschen des Meeres im Rücken und die Laute der Papageien in den Ohren erkunden wir also unser neues Paradies, was wir für eine Woche unser Zuhause nennen durften – das Papageno-Resort.
Was wurden wir umsorgt… Vier Mahlzeiten und das auch noch zu festen Uhrzeiten. Kurzerhand sind wir gedanklich in unsere Jugend und quasi nach Hause an den mütterlichen Esstisch verfrachtet worden.
Zum Essen wurde nicht gerufen, sondern geschlagen. Die hölzernen Klänge der Trommeln, die von den fijianischen Frauen zu jeder Mahlzeit geschlagen wurden, waren in der ganzen Bucht hörbar. Somit konnte man also weder das Frühstück, das Mittagessen, den nachmittäglichen frisch gebackenen Kuchen, noch das fulminante Abendessen verpassen. Zwischen den Mahlzeiten haben wir uns nach dem Essen immer mit unseren Büchern ganz fleißig auf die Couch gesetzt, um für die Tauchprüfung zu lernen. Buchstützen brauchten wir nicht, denn dafür hatten wir ja unsere prall gefüllten Bäuche.
Und an dieser Stelle wird es dann Zeit, die Hauptpersonen dieser Woche vorzustellen:
Lydia and Elisabeth – die beiden Managerinnen des Resorts. Erstere ehemalige Ärztin aus Kalifornien, zweite eine gebürtige Österreicherin. Elisabeth musste leider nach zwei Tagen Richtung Hauptinsel aufbrechen, sodass wir danach nur noch in den Genuss von Lydias Anwesenheit kamen. Und was für ein Genuss. Ständig lief sie uns über den Weg und hatte stets Zeit für einen kleinen Plausch – ob morgens, mittags, abends, immer bestens gelaunt, ein Mensch, dem die Sonne aus dem Gluteus Maximus scheint! Und wann immer wir sie brauchten, sie war zur Stelle. „Taucherflossen? Hole ich euch! Kajaks? Einfach eins vom Strand nehmen. Bestandene Tauchprüfung? Ich mach‘ dann mal den Sekt auf!“ Knaller!
Unser weiteres persönliches Highlight: Miri, unsere Tauchlehrerin. Die dunkelhäutige Amazone im Sumoringer-Format. Mit einem Befehlston, nachdem jeder Feldwebel stramm gestanden hätte. Und einer anfänglichen Gesprächigkeit, die bei jeder Begegnung die Temperatur im Raum um ein paar Grad sinken lies. Wir verglichen sie nach unserem ersten Tauchgang gerne mit einer Robbe: an Land doch eher unbehände, glitt sie unter Wasser schwerelos dahin – im Gegensatz zu uns. Wir entschuldigen uns hiermit noch einmal in aller Form bei allen Tieren des Korallenriffs, die wir während unserer anfänglich unkontrollierten Tauchgänge in helle Aufregung versetzten. Wir jedoch hatten jedes mal Tränen in den Augen – vor lachen. Denn Miri hatte die Angewohnheit, uns bei den Unterwasserübungen seeeehr nahe zu kommen – wobei sich die Taucherbrille stets voller Inbrunst an ihr Gesicht saugte und die großen Augen durch die hochgeschobenen Wangen ein wenig zusammen gedrückt wurden, während der Rest noch ein wenig „pausbäckiger“ erschien.
Gegen Ende des Kurses wurde jedoch sogar Miri ein wenig warm mit uns und plauderte beim Essen manchmal sogar munter zwei bis drei Sätze hintereinander.
Ein klasse Typ war auch Sivo, unser Kellner. Ebenfalls Körperbau „deutscher Tannenbaum“, konnte man nach seinem betreten des Raumes die Heizung definitiv ausmachen (und he, ich darf solche Witze reißen…). Elfengleich schwang er seinen Astralkörper durch das Esszimmer. Und seine Facebook-Bilder, auf denen er mit Handtasche und pinkem Tuch bewaffnet lasziv in die Kamera lächelt, werden uns immer begleiten. Sivo aber hat ein Herz aus Gold. Der doppelte GinTonic aufs Haus, seine unglaublich süßen deutschen Sätze, die er versuchte, bei jeder Gelegenheit einfließen zu lassen und seine Bemühungen um unser Wohl waren einfach Zucker.
Achja, und last and least (ja, richtig gelesen): die gemeine Stechmücke. Scheinbar haben diese Viecher nicht den Beipackzettel des Insektenschutzmittels gelesen. Deswegen auf diesem Wege: liebe Mücken, dort steht „ihr mögt das Zeug nicht, es schreckt euch ab“. Es wäre also allzu freundlich, wenn ihr euch in Zukunft daran halten würdet. Denn eure Stiche lassen unsere Haut aussehen wie Omas Streuselkuchen und diese fiesen Beulen (ja, Beulen, nicht kleine süße Pünktchen) jucken tagelang so gewaltig, dass selbst die größte Selbstbeherrschung sich spätestens in der zweiten Nacht verabschiedet.
So ging diese Woche, umgeben von vielen lieben Menschen, viel zu schnell vorbei. Das Rauschen des Meeres zum einschlafen, die Bemühungen all der tollen Menschen dort und dieser magische Ort… wir hatten eine grandiose Woche – und kommen uns noch immer jeden Tag näher.
Erkenntnis der Woche: ein Bett auf der Veranda mit Blick auf’s Meer beruhigt selbst Leute mit Bluthochdruck und unter Wasser atmen ist ne ganz schön verrückte Nummer!