Mein erster Gedanke beim betreten des Hauptbahnhofes: hui, ganz schön ausgeprägte Homo-Quote hier. Achja, der CSD ist in der Stadt und morgen steht einmal mehr der Regenbogen über Hamburg. Wird sicher recht warm werden… (als Anhänger dieser Truppe darf ich solche Witze reißen 😉
Jedenfalls sitze ich hier so am Bahnsteig und warte auf den verspäteten (was auch sonst) Zug einer Freundin. Aber heute keine Geschichte über bräsige Bahnbedienstete oder muffigen Mitfahrer.
Sondern Gedanken zum temporären Abschied. „Ich bin ja nicht aus der Welt“ habe ich in letzter Zeit sehr häufig genutzt. Naja, aber ganz ehrlich, viel weiter weg von Zuhause geht auch nicht, sonst bin ich quasi schon wieder näher dran. Und ich lasse für ein halbes Jahr meine geliebte Stadt und meine sehr lieb gewonnenen Freunde zurück.
Und meine Familie. Nicht mehr jeden Abend ein Telefonat mit den Sätzen „was hast du heute gegessen?“ oder „bist du mal wieder krank, du hörst dich so verschnupft an?“. Nicht 15 Mails mit detaillierten Vergleichs-Berichten, weil man um die „zügige“ Anschaffung einer externen Festplatte gebeten hat (O-Ton: „bitte Papa, nicht überlegen, einfach irgend eine kaufen! Die muss weder bügeln können, noch meine Wohnung aufräumen; nur Daten festhalten!“)
Aber im Gegenzug zum „ziehen lassen“ gibt es eine Tochter, die eine weitere Zehenspitze Richtung Eigenständigkeit auf den Boden der Tatsachen stellt; bei der die Ohren Besuch vom breiten Grinsen bekommen, wenn sie an 6,5 Monate in ranzigen Hostels und undichten Zelten denkt.
Ihr Lieben, der Abschied fällt schwer, das Wiedersehen wird dafür umso schöner. Denn Vermissen zeigt eines: dass der Andere von Bedeutung ist.