Dienstleistungsbulimie – zum kotzen!

Wenn man momentan so durch die Supermärkte streift, dann wird schnell klar, dass diese Woche nicht der Kalender der Mayas ein Ende hat sondern die maßlose Völlerei des deutschen Bundesbürgers. Anders lässt es sich nämlich nicht erklären das die Gemüseregale genauso bestückt sind wie die Stühle für die FDP im Bundestag. Während sich also Detlef D! Soost halb nackt mit eimeykjusexidotcom perfekt im Januar in jedem Werbeblock positioniert, rennt der Durchschnittsdeutsche zum Penny nebenan, um qualitativ hochwertige Biogurken aus der Folie zu pellen. Denn dann sehen sie auch nur wie die gemeine Gurke von Bauer Carlos aus Papua Neuguinea aus, kosten jedoch nur noch ein Drittel.
Man hält sich also konsequent das ganze Jahr in Summe zwei satte (oder eher nicht so satte, wenn wir ehrlich sind) Wochen an die Vorsätze, die man im GinTonic-Delirium zum Jahreswechsel in die Runde geschmissen hat.
Ich für meinen Teil hatte das Glück den Silvesterabend nicht nur mit meiner wundervollen Frau sondern auch mit einer atem(be)raubenden Mandelentzündung zu verbringen. Somit kam ich erst gar nicht in den Genuss des Deliriums und mir blieb es vergönnt Vorsätze mit wenig Kalorien und noch weniger Nährwert zu erfinden.
Ich will mich aber der Tradition auch nicht erwehren und so grüble ich seit nunmehr zwei Wochen ob meiner Möglichkeiten. Aber wenn sogar Knigge sagt, dass man bis Ende Januar allen noch ein frohes neues Jahr wünschen darf, dann kann ich mir wohl auch etwas Zeit nehmen. Zumal es auch Eindruck schindet, wenn man auf die Frage „Na? Wie lange hast du durchgehalten?“ mit stolz geschwollener Brust verkünden kann „Mitte Februar! Und du?“.
Zurück zum Ideefindungsprozess und zu meiner Muse.
Ich sitze, wie sollte es auch anders sein, auf einem blauen Sitz in Wagen 8 des InterCitys und fahre mit Ökostrom (wenn bei den Gurken schon beschissen wird, dann kann man den Euro wenigstens in das Ökoticket stecken. Ich frage mich allerdings, ob die Nicht-Ökostromfahrer neben mir zwischendurch von ihrem Atomstrom einen Schlag bekommen oder wie die Bahn das eigentlich authentisch verkaufen will? Siebzehn von 259 Fahrgästen haben den Ökostrom bezahlt, der Rest muss schieben! Mh möglich.)
Naja, neben mir sitzt eine ältere Dame – stolze Inhaberin einer BahnCard100 und somit rechtmäßige Gewinnerin meines Mitleids, denn das heißt, dass die Arme noch öfter auf den blauen Sitzen sitzt. Aber mein Mitleid hält sich in Grenzen, schließlich brauche ich auch noch welches für mich selbst. Da ich mich seelisch und moralisch wieder auf einen mitternächtlichen Bummel durch die geschlossene Geschäftsmeile des Düsseldorfer Bahnhofs einstelle, weil mein Zug auf andere Züge wartet und mein Anschlusszug natürlich nicht auf mich. Aber wenigstens ist die suizidale Weihnachtszeit zu Ende und über Valentinsdingenskirchen bleibe ich einfach in Hamburg. Ich dachte eigentlich, dass sich das mit dem „Personenschaden“ erledigt hätte, denn wer legt sich auf die Gleise und wartet 70 Minuten lang bis der ICE, der in Freiburg noch auf einen Anschlusszug warten musste und wegen eines Zugmaschinenschadens auf halber Strecke stehen geblieben ist? Ernsthaft, da war die Bahn schon mal zuverlässiger! Ich habe jedenfalls die „Schadensersatzformulare“ für Verspätungen welcher Art auch immer bereits mehrfach ausgedruckt zu Hause liegen und kann mir dann von den 10€, die ich erstattet bekomme einfach eine neue Druckerpatrone kaufen.
Jedenfalls habe ich mir abgewöhnt mich aufzuregen und beschlossen meine Energie anderweitig sinnvoll zu nutzen. Und da Gewalt gegenüber lebenden oder unbeweglichen Objekten für mich nicht in Frage kommt, habe ich mich entschlossen reich zu werden und die Deutsche Bahn zu kaufen. Ihr fragt euch was ich dann mache? Na nix! Warum auch? Bei einer KundenUNzufriedenheit von 99,9% (die Vaterschaftstests waren bei Brit auch nie volle hundert, daher finde ich es so deutlich seriöser) einen Gewinn von knapp 1,5 Milliarden Euro zu erzielen finde ich schon erstaunlich und für meine Bedürfnisse auch ausreichend. Wenn man allerdings die 35 Milliarden Umsatz gegenüberstellt, dann wäre meine erste Maßnahme die Neubesetzung des Controllings, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Und weil ich diesem Vorhaben, es innerhalb von zwei Wochen umzusetzen, realistische Chancen einräume, ist dies mein Vorsatz für 2014.

Sollte das nicht klappen habe ich mir überlegt, sobald mein geliebtes Weib im April wieder in Hamburg ist, nach Berlin zu fahren – natürlich mit dem Fahrrad, ist schneller. Um dort vorm Bahntower einen aufmerksamkeitsstarken 1-Mann-Flashmop auf die Beine zu stellen und mit Hilfe einer aussagekräftigen PowerPointPräsentation allgemeine deutsche Werte und Ansprüche vor zu tanzen.
Es leben die herzliche Freundlichkeit und übertriebene Pünktlichkeit der Deutschen Bahn!

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