Wir haben natürlich nicht vergessen, dass der madagassische Reisebericht noch nicht vollständig ist. Hier also die Fortsetzung unserer Reise 🙂
Nachdem wir unter dem romantischen Regenschauer in unserem Zelt geschlafen hatten, wurden wir morgens geweckt. Um 4:30 Uhr. Von einem Hahn. Der einen Meter neben unserem Zelt stand. 15 Minuten lang. Wir hatten selten mehr Lust auf Chicken McNuggets, als in diesem Moment…
So ging es dann um sechs Uhr morgens wieder in unser Boot. Den Durchfall hätten wir gerne im Dorf gelassen, aber irgendwie fand es dieser fiese Zeitgenosse echt nett, mit uns zu reisen.
Nächster Halt gegen 10:30 Uhr, der Wasserfall. Wirklich tolles Teil! Komplett versteckt im madagassischen Urwald und nur über den Fluss erreichbar, fallen da viele viele Liter Wasser einfach die Klippe hinab. Und wir standen mitten drin und konnten endlich mal wieder Wasser über unsere Körper laufen lassen. Die Erfrischung hielt allerdings nur fünf Minuten an, nachdem wir das Wasser verlassen hatten. 45 Grad sind halt 45 Grad.
Also wieder in den Baumstamm. Auf zum nächsten Dorf, um Mittag zu essen. Naina hatte mal wieder fürstlich gekocht, wir verzichteten leider auf alles bis auf Reis und Bananen. Der Durchfall halt… Und zurück in den Baumstamm. Irgendwie war es stiller als vorher, wer oder was fehlte, merkten wir am Abend.
Als wir circa zehn Minuten später hinter unseren Sonnenschirmen hervor lugten, lächelte uns eine dunkle Wolkenwand ein wenig bedrohlich entgegen. Unsere Bootsmänner, die das Spektakel wohl kennen, verstauten sofort all unser Hab und Gut in Plastiksäcken. Und drei Minuten später ging dann mal kurz die Welt unter. Die Regenjacke wurde schnell zur unnötigen Requisite, denn gegen sehr viel Wasser in sehr kurzer Zeit hilft einfach nur die Plastikplane. Hatten wir leider gerade nicht griffbereit. Achja, zur Erinnerung: wir saßen in einem Baumstamm. Wie in einer schwimmenden Badewanne wurde es dann auch schnell von unten nass. Irgendwann haben wir uns einfach in unser Schicksal ergeben und warteten ab. Blöd nur, dass die Rucksäcke scheinbar doch nicht richtig eingepackt waren. Flusswasser durchtränkte Klamotten in einem Rucksack, zwei Tage alt… Wir sollten erfahren, welch herrliches Odeur das erzeugen kann.
Unser Tag endete schließlich auf einer Sandbank. Und da erkannten wir auch, warum es mittags ruhiger war. Unser Hühnchen hatte in der Mittagszeit den Weg ins Licht angetreten und wurde gerade auf dem Mini-Kohlegrill zur Barbecue-Hauptattraktion. (Wir hätten ja lieber den Hahn aus dem Dorf dort gesehen…)
Danach ging es auch schon ins Zelt, natürlich nicht, ohne einen Blick in den Himmel geworfen zu haben. So viele Sterne haben wir definitiv noch nie im Leben gesehen. Das hat die nächtlichen Gänge in den Busch (hallo Durchfall) definitiv sehr viel romantischer gestaltet.
Am nächsten Morgen ging es früh weiter, sodass wir mittags am Endpunkt der Bootsreise waren. Da wir jedoch viel zu früh waren, mussten wir noch zwei Stunden im Dorf auf unseren Fahrer warten. Wir waren mal wieder Hauptattraktion. Kinder kamen aus allen Ecken und Häusern. Mit Fingerspielen und Steinen konnten wir uns prima verständigen und unterhielten die Dorfgemeinschaft „spielend“.
Dann ab in den 4×4 Geländewagen auf den Weg in den Kirindi-Forest, wo wir abends Lemuren und Fussa beobachten wollten. Ich bin durch die Fahrweise meines lieben Papas schon wirklich einiges gewohnt. Vergessene Ausfahrten auf der Autobahn, die noch im 45Grad-Winkel mit dem Auto problemlos überwunden werden oder Joghurt essend und dabei Emails lesend bei 180km/h, alles kein Problem. Aber mit dem Geländewagen über Madagaskars „Hauptstraßen“… Alter Schwede. Ein Feldweg, an dem kaum zwei Autos aneinander vorbei passen, bestehend aus roter Erde, Löchern, Hügelchen und den dazugehörigen Tälern. Ich dachte schon, schlechter kann dir bei einer Autofahrt nicht mehr werden. (Konnte es doch…) dazwischen ein liegen gebliebener LKW. Was also tun? Einfach dran vorbei fahren! Schon mal auf zwei Rädern gefahren mit der Sorge, dass das Auto gleich aufs Dach kippt? Treibt einem schon ein wenig den Schweiß auf die Stirn.
Zwischenhalt machten wir in einem Dorf. Die Toilette war eine Bambuszaun, hinter dem es furchtbar roch. Es gab wieder Reis. Ah, und getrunken wird Reiswasser. Der angebrannte Bodensatz wird noch einmal mit Wasser aufgekocht. Klingt eklig, ist aber so.
Dann die Ankunft im Wald. Wir hatten uns auf irgendwas Hotel-artiges gefreut. Naja, es wurde der Bretterverschlag. Aber es gab Strom! Jedenfalls abends von halb acht bis zehn… Und Wasser. Jedenfalls kaltes. Und eine Toilette, jedenfalls die Schüssel, auf die Klobrillen wurde verzichtet. Wir mussten leider auch auf Wanderungen und Führungen verzichten, da unser Durchfall mal wieder keine Spaziergänge ohne Toilette-to-go zugelassen hätte. Tiere sahen wir trotzdem reichlich. Sie spazierten einfach vor der Tür vorbei.
Vom Durchfall dann doch langsam ein wenig genervt, ging es morgens durch die Straße der Baobab-Bäume nach Morondava, um einen Arzt zu finden. Die Bäume sind beeindruckend (Fotos folgen!). Bis zu 600 Jahre alt, ein dicker Stamm, keinerlei Äste, und dann eine äußerst imposante Baumkrone, die an die Wurzeln eines Baumes erinnern.
Kurz zu erwähnen: Straßen wieder ein Knaller, für 60 Kilometer brauchten wir knapp zwei Stunden.
In Morondava angekommen ging es zum Arzt. Naja, das war eine Dame in einem Privathaus, in einem dunklen Zimmerchen. Sie verschrieb dann Pulver und Kapselchen. So richtig wohl war uns dabei nicht. Also fragten wir Naina, ob wir nicht zurück nach Antananarivo fahren könnten. Wir hofften auf ansatzweise medizinische Versorgung… Zum Glück war unsere Fahrer vom Anfang im gleichen Ort und wir konnten zurück fahren. Auch hier galt wieder „Mura Mura“, immer mit der Ruhe. Der Tankdeckel wurde vergessen. Das Problem wurde mit einer Plastiktüte und Gummibändern behoben. So ging es auf zu weiteren 13 Stunden Fahrt, für knappe 600 Kilometer. Serpentinen hoch und Serpentinen runter. Die letzten zwei Stunden in Dunkelheit, die Sonne hatte sich auch irgendwann verabschiedet. Und dies wurde zur fiesesten Autofahrt überhaupt. Durch die Medikamente vollkommen müde und somit nicht in der Lage, sich auf die Straße zu konzentrieren, kämpfte man irgendwann mit Orientierung, Schwindel und Übelkeit. War ich froh, als die Lichter von Antananarivo endlich irgendwann auftauchten. Leider war die Sprache irgendwann auch Schwindel und Co. zum Opfer gefallen, sodass ich vom Auto, ohne ein Wort zu sagen, in die Lobby des Hotels steuerte, um mich am Hocker vor der Rezeption festzukrallen und mich anschließend von Aline ins Zimmer bringen zu lassen. Sorry Jungs, ihr wart alle toll und die Woche war ein Abenteuer!
Am nächsten morgen und einem Gespräch mit Alines Schwester später, buchten wir unseren Flug zurück nach Johannesburg um und flogen drei Tage eher ab. Achja, das eine Medikament der Ärztin ist in Deutschland nicht einmal zugelassen und das andere konnte den Durchfall erst noch einmal verstärken.
Es lebe die madagassische Medizin!
Erkenntnis der Reise: Durchfall kann richtig blöde sein. Kurvige Straßen in der Nacht auch. Aber ein solches Mini-Abenteuer schweißt noch mehr zusammen und hilft dem verwöhnten Europäer, ab und zu mal die Brille wieder gerade zu rücken.