Erste Zwischenbilanz

Nun sind die ersten anderthalb Monate fast vorbei. Jetzt wäre so die Zeit, aus einem längeren Urlaub zurück zu kehren. Für uns geht es jedoch weiter zum nächsten Kontinent. Aber, so auf dem unheimlich gemütlichen Bett sitzend und dabei in den blauen Himmel von Johannesburg schauend, kann man auch mal ein kleines Zwischenfazit ziehen.
Zwei Länder haben wir nun kennen gelernt. Eines, in dem eine Kluft innerhalb der Gesellschaft zu jeder Sekunde spürbar ist. In dem Armut und Reichtum manchmal nur wenige Straßen voneinander entfernt liegen. Ein Land, das wir mit offenen Augen erkundet haben, was uns sich jedoch nur bis einem gewissen Grad eröffnet und geöffnet hat.
Ein anderes Land, dessen Armut uns bekannt, jedoch nicht derart bewusst war. Eines, das uns unseren Luxus und diverse Selbstverständlichkeiten vor Augen geführt hat, ohne es uns ins Gesicht zu sagen oder uns vorzuwerfen. Einfach eine Selbstverständlichkeit der Einfachheit, die beeindruckte, erstaunte, verwirrte, verunsicherte und bewusst machte.

Aber abgesehen von den vielen unterschiedlichen Eindrücken, die beide Länder für uns bereit hielten, hatten sie doch eines gemeinsam: Sonne!
Für einen Europäer kurz vor Weihnachten ist dies einfach nur ein äußerst befremdliches Wetter. Die Australier bekommen gerade Sommerferien. Sommerferien! Weihnachten in den Sommerferien! Alte dunkelhäutige Männer in kurzer Shorts, angeklebtem Bart und roter Zipfelmütze. Santa wäre sicher stolz auf eine solche Vielfalt … Wir jedoch vermissen ein wenig den von Coca Cola Anfang der 30er ins Leben gerufenen dicken alten Mann mit rotem Anzug und Rauschebart. Außerdem sehen Lichterketten in Palmen wirklich seltsam aus…
Und der Schnee… Wären wir in Deutschland, würden wir meckern. Aber Freunde, es muss halt eben alles seine Ordnung haben! Ich laufe ja auch nicht an Ostern im Bikini durch die Gegend…

Und dann ist da natürlich das noch: anderthalb Monate, 24 Stunden beieinander. Anderthalb Wochen abwechselnden Dauerdurchfall, schlechte Laune und Dünnhäutigkeit wechselten sich mit Schreckhaftigkeit ab – Malarone sei dank. Und trotzdem waren es fantastische anderthalb Monate. Ausnahmslos dem Credo folgend „es darf immer nur einer panisch werden“, konnten wir alles meistern. Gab es Dinge, die störten, wurde darüber geredet. Gab es Dinge zu teilen, wurde darüber geredet. Lag jemandem etwas auf der Seele, wurde geredet. Wurde der zweite auch panisch – wurde sich zusammen gerissenen und das dezent verschwiegen.
Und jetzt sehe ich hinab auf Aline, wie sie nichtsahnend über diesen Artikel auf meinem Bauch liegt und ständig ein bereites Grinsen aufgrund irgend eines drittklassigen Amifilms auf den Lippen hat. Die Frau, die mir immer noch nicht auf den Keks geht. Bei der ich mich immer noch unsagbar freue, abends neben ihr zu liegen, auch wenn es die 90cm Liege in irgend einer abgeranzten Hostel-Butze ist.
Ich vermisse meine Familie und meine Freunde wirklich oft. Ich weiß, sowas macht man nicht auf Weltreisen, aber ich bin eben ein kleines Weichei. Und ich freue mich jede Minute, diese Reise mit dieser tollen Frau zu machen!

Erkenntnis des Tages: tolle Frau, tolle Freunde und tolle Familie Zuhause und ein echt beschissener Film im Fernsehen! – Und ich weiß, Aline wird beim Lesen Pipi in den Augen haben 😉

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