Schon auf dem Flughafen in Johannesburg war von Inas Bräune nichts mehr zu sehen als wir auf die kleinen Propellermaschinen zusteuerten. Aber zum Glück fuhren wir nur daran vorbei und erreichten unsere kleine aber feine zweiturbinige Minimaschine. Immerhin, es war genug Platz für Sitzplätze und so musste keiner stehen. Den Flug überstanden wir mehr oder minder schweißfrei und wurden mit blauem Himmel und Sonne in Antananarivo empfangen. Ein äußerst kleiner Flughafen (passend zu unserem Flugzeug), aber perfekte Arbeitsteilung: eine kleine Madagassin sammelte zunächst unsere Einreisekarten ein, die wir vor der Landung ausfüllen mussten, eine weitere wies uns dann einen der beiden Passkontrollschalter zu, der nächste nahm unseren Pass entgegen und reichte ihn geöffnet weiter, damit sein Kollege einen riesen Stempel auf die leere Seite drücken konnte und der fünfte im Bunde guckte dann auch mal ob Bild und Person Ähnlichkeiten aufwiesen…
In der Empfangshalle wurden wir dann mit großem Schild von unserem Taxifahrer empfangen, der uns zunächst zur Wechselstube führte. Dort tauschten wir 200,- Euro und waren im Handumdrehen halbe Millionäre, denn wir bekamen über 500.000,- Ariary. Danach überkam uns auch gleich das zweite Hochgefühl, als wir zum Taxi gingen: das Lenkrad war links! Ein Stückchen Heimat, nach den drei Wochen im Linksverkehr und auf der rechten Seite sitzend!
Auf dem Weg zu unserem Hotel kamen wir durch ganz Antananarivo und somit an vielen kleinen Läden vorbei. Völlig überwältigt von den vielen Eindrücken versuchten wir aber alles aufzunehmen und vor allem im Gedächtnis zu behalten. Seither mag mir ein kleiner Kiosk nicht aus dem Kopf gehen, denn hier lagen gut 8 Pfund Gehacktes auf der Fensterbank. Ob es sich hierbei um einen madagassischen Bioladen handelte, der einfach Energie sparen wollte, vermag ich nicht zu sagen, aber ich gehe davon aus, dass das Fleisch somit auch ohne Herd, dank der 28 Grad Außentemperatur, recht durch war. Aber auch Schweinebeine und Hühnerflügel hingen in den Fenstern. Kurz nach dem Ökofleischer kamen wir auch noch an einer Autowerkstatt vorbei. Der madagassische Durchschnittsbürger vertraut aber lieber auf seine Muskelkraft als auf den V8-Motor und so wurden hier am Straßenrand keine Fords oder Volkswagen wieder auf Vordermann gebracht, sondern der Bollerwagen für Erwachsene. Normalerweise hätte ich davor einen Ochsen gespannt, aber hier zogen kleine Männer den Wagen, der aus Holzpalette, kleinen Rädern und Sprungfedern bestand. Und wenig beladen waren sie nicht. Links und rechts fuhren wir vorbei an Reisfeldern. Macht ja auch Sinn, da hier morgens, mittags und abends Reis gegessen wird. Isst ein Madagasse an einem Tag keinen Reis, dann sagt er, dass er abends nicht schlafen könnte und wenn er Nudeln isst, dann ist es so als hätte er nichts gegessen.
Im Hotel angekommen verbreiteten wir zunächst wieder Chaos in unserem Zimmer, indem wir die Hälfte aus den Rucksäcken zogen. Das machen wir immer so… Eine Art Ritual, damit wir uns schneller zu Hause fühlen 😉
Wir erkundigten uns dann nach dem angepriesenen WLAN und wurden schnell wieder auf den madagassischen Boden der Tatsachen zurück geholt. Internet auf einer Insel, die nur eine geteerte Straße hat? Schöner Gedanke. Daraufhin machten wir uns also auf den Weg, um Wasser zu kaufen, da das Wasser aus dem Hahn genauso gut wie das Internet ist. Hindurch durch verschiedenste Düfte (schöne waren selten darunter) suchten wir einen der vielen Kioske auf und mit Hand und Fuß erfragten wir einen Rotwein und Wasser. An dieser Stelle sei angemerkt: ich hätte in Französisch einfach aufpassen sollen statt meiner Lehrerin Papierkügelchen ins Haar zu schnippen während sie die Zeitformen an die Tafel schrieb. Naja, wieder eine Sache, die ich bei meinen Kindern einfach besser machen werde.
Zurück im Hotel tranken wir den leckeren Wein, der starke Ähnlichkeit mit dem Johannesburger „Bier“ aus dem Shebeen hatte und ließen das erlebte auf uns wirken. Nach einem Hühnchen mit Kokosnuss uns Reis, welches wir für jeweils knapp 3,00 Euro erstanden gingen wir auch schon ins Bett. Natürlich erst nachdem wir ordnungsgemäß das Moskitonetz darüber ausgebreitet hatten. In Rosa wäre es ansehnlicher gewesen, aber auch so hatte es ein leicht romantischen und weltenbummlerischen Touch.
Erkenntnis des Tages: auch hier kann Hackfleisch reden. In madagassische Schlaglöcher passen ganze Elefanten und wenn man in der Schule nicht richtig aufpasst, dann rächt sich das spätestens auf Madagaskar!
Wir haben das kleine Ding extra für euch festgehalten 🙂