Kühe, Kondome und Klopapier

So langsam haben wir uns angewöhnt zwischendurch alle Highlights auf einem kleinen Zettel fest zu halten, da so viele Kuriositäten uns zu überrollen scheinen, dass es abends nahezu unmöglich ist alles zu rekapitulieren. Blöd ist nur, wenn man diesen Zettel dann im Auto liegen lässt und abends im Hostel mit Sicherheitstür und Stacheldraht sitzt und nicht mehr zum Auto kommt. Irgendwie glauben wir zu wissen wie sich die Apartheit angefühlt hat oder zumindest wie sich Tiere im Zoo fühlen. Nicht dass wir wild wären, aber irgendwie doch weggesperrt und unter Beobachtung. Da unternimmt man eine Weltreise, um frei zu sein, aber es klappt noch nicht so ganz.

Genauso kontrastreich wie die Bewohner Südafrikas ist auch deren Benehmen. Von super freundlich und hilfsbereit bis pieschig und abwertend ist so ziemlich alles dabei.

Aber genug von der Ernsthaftigkeit, denn wir lachen uns eigentlich jeden Abend alles schön und kuscheln uns auf unser schmales Bett. Anmerkung der Redaktion: die Betten sind nicht nur recht schmal, sondern auch bei Weitem viel kürzer als in Deutschland. Für Ina also passend und ich ziehe einfach etwas die Beine ein.

Okay, dann versuchen wir uns jetzt mal ohne Zettel an die vergangenen Tage zu erinnern… Donnerstag früh machten wir uns auf den Weg vom Krüger Park zur Küste und ließen unser Navi die beste Route suchen. 450km standen auf der Uhr und somit knapp sieben Stunden Fahrt. Kurz nach der Abfahrt landeten wir an der Grenze von Swasiland und durchliefen eine recht unkoordinierte Grenzkontrolle. Zwei Stempel und 20 Minuten später betraten wir swasiländischen Boden. An der Grenze erzählte man uns vorher aber noch stolz vom König und das wir unbedingt bleiben sollten. Nein, wir wollten nur durchfahren. Eine weitere „Grenzerfahrung“ war auch die Verteilung kostenloser Präservative. Beachte man, dass 30% der Bewohner Swasilands HIV positiv sind, auf jeden Fall wirksamer als eine Tüte Haribo zu verschenken. Unser Reiseführer klärte uns weiter auf: der König hat 13 Frauen. Das sind also umgerechnet 520 Kühe. Des Weiteren schwärmte der Reiseführer vom sehr gut ausgebauten Straßennetz. Ja, dem können wir nichts entgegnen. Genauso gut ausgebaut sind aber auch die Schlaglöcher. Und hätten wir nicht Angst gehabt anzuhalten, dann hätten wir uns gern für ein Foto mal in eins reingelegt. Irgendwann passierten wir die Grenze nach Südafrika und fuhren noch ein paar Kilometer zu unserer völlig überteuerten Unterkunft in Santa Lucia. Feucht war hier nicht nur die Meeresluft, sondern auch das Zimmer – samt Laken und Klopapier. aber hey,so spart man teure Feuchttücher! Wir waren uns einig: legt man einfach nen Kamillen-Teebeutel daneben… Am nächsten morgen hätten wir perfektes „Charmin“ Klopapier.
Am nächsten Tag verließen wir recht früh diesen von Schwaben überlaufenen Ort und fuhren an der Küste weiter. Dann zu unserer Linken „oooh aaah guck mal!! Der indische Ozean!!“ Das erste positive WOW-Erlebnis. Wir hielten in Ballito (einem sauberen und wunderschönen kleine Ort), tranken einen Kaffee und fuhren weiter nach Durban. Dort checkten wir in ein Surferhostel ein und legten uns das erste mal an den Strand. Ina traute sich sogar ins Wasser (ich glaube, sie musste einfach aufs Klo…)
Braai, ein anderes Wort für BBQ wird hier groß geschrieben. Feuerschutz nicht so. Unser Nachbar fackelte fast die Holzhütte ab und wir genossen den Blick durch Rauchschwaden auf den Ozean. Kein Wunder, wenn man die komplette Packung Grillanzünder samt Plastikverpackung einfach AUF das Holz schmeißt… Achja, wir sind heute morgen vom Wecker der Person in der Hütte neben uns aufgewacht. Und das nicht, weil deren Wecker so laut war… Aber wenn man bei einem Nießer nebenan dem „Genossen“ Gesundheit wünschen kann, lässt das auf recht dünne Wände schließen…

Südafrika, das Land des stetigen Wandels. So fuhren wir heute nach einem Strandaufenthalt weiter nach Pietermaritzburg, um dort in ein süßes Hostel ein zu checken, allerdings gab es dieses leider nicht mehr. Nützt ja nix. Kurzerhand zurück nach Durban.

Downtown Durban, zarte Plastiktüten, die mit dem Windhauch die Straße entlang getrieben werden, oft auf ihrem Weg durch die ein oder andere Flasche gestoppt. Zum zarten Rauschen gesellt sich ein leichter, penetranter Geruch von Müll und Abgasen. Der Smog taucht die Stadt in ein zartes grau, der geneigte Besucher wird interessiert beäugt und fühlt sich wie eine Brieftasche auf zwei Beinen. Kurzum, hier sieht es aus wie nach der LoveParade.
Kann man machen, muss man nicht.
Unser Hostel? Naja, Klobrillen werden überschätzt, Kondome gibt’s hier auch gratis. Macht auch Sinn, in der Etage unter uns ist ein Eskort-Service mit angrenzendem Stundenhotel. Duschvorhänge sehen mit einem schwarzen Schleier vom Pilzbefall auch einfach viel netter aus (irgendwie blumig). Aber es gibt Gin. Und der ist günstig.

Erkenntnis der letzten Tage: PROST!

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