Please hold the lion

Mittlerweile sind wir schon recht firm was die afrikanische Fahrweise und somit auch den Linksverkehr betrifft, denn nach unserer erlebnisreichen Übernachtung in Nelspruit, wo wir zwei Südafrikaner kennen gelernt haben, die uns permanent Rum einflößen wollten und uns dann mit einer riesen Margaritha-Pizza für sage und schreibe 5 Euro (inkl. Trinkgeld versteht sich) den Abend gerettet haben, machten wir uns auf den Weg zur Panorama Route, die mit kleinen Schildern ausgewiesen war. Mutig, wie es sich für den gemeinen Backpacker gehört, verzichteten wir also auf das Navi und fuhren prompt erstmal 70km in die falsche Richtung. Hierbei sollte aber erwähnt werden, dass wir uns bei der einzigen Abbiegemöglichkeit für die falsche Abzweigung entschieden haben. Die Chancen standen an sich schon von vorn herein sehr schlecht, wenn man unseren Orientierungssinn betrachtet. Nun denn, irgendwie schafften wir es doch noch zu God’s Window und World’s End wo wir das eine oder andere schöne Foto machten.

Wenn wir vorher schon kurz vor dem Nervenzusammenbruch standen, dann konnten wir dies auf der Fahrt nun noch toppen. Wir mussten nicht nur von einem Schlagloch zum anderen springen, sondern auch steile Hänge nach oben und unten fahren was unserem kleinen Elefantenrollschuh nicht ganz so gefiel. Im 2. Gang ließ es sich aber aushalten und so tuckerten wir die Straße entlang. Hinter uns stauten sich mehrere Autos, die mich hin und wieder etwas nervös machten. Aber Ina beruhigte mich stets mit dem Kommentar „lass sie sich doch schwarz ärg.. Oh äh lass sie einfach.“ Hin und wieder musste ich aber auch Ina beruhigen, die stets von leichten Schweißausbrüchen geplagt wurde, wenn ich mal wieder zu dicht am Abhang fuhr, was natürlich nur dem komischen Linksverkehr geschuldet war.

Gegen späten Mittag trafen wir dann in Hoedspruit (hier klingt alles sehr afrikanisch…) ein und gönnten uns wieder ein afrikanisches Mittagessen: ein Burger und Pommes – vom Lammcurry hatten wir vorerst genug. Kurzerhand entschieden wir, dass es Zeit war nach einer Bleibe zu suchen und riefen bei einer Waliserin an, die bis dato die einzige war, die wir ohne Probleme am Telefon verstanden. Ein Zimmer war noch frei und so machten wir uns erneut auf den Weg, um die Blyde Canyon Lodge zu finden. Von Adressen hielten weder Afrikaner noch unser Reiseführer etwas und so fuhren wir, diesmal in die richtige Richtung und landeten nach einigen Kilometern in unserer auserwählten Lodge. Empfangen wurden wir von mehreren Hunden, Katzen, einem Esel und unserem persönlichen Highlight: einem kleinen schwarzen Minischwein. Die Hostelmama (mit einem Dekolleté, welches dem Grand Canyon Konkurrenz machen würde, naja, oder eher dessen Wasserfällen) führte uns zu unserer kleinen Hütte im Garten, nachdem sie uns in klangvollem englisch von den Sehenswürdigkeiten in der Gegend erzählte. Später am Abend setzten wir uns auf die Veranda der Rezeption und skypten zunächst mit Inas Eltern. Danach war dann meine Sippe dran. Eine knappe halbe Stunde erklärte ich meiner Mutter per SMS wie sie meinen Mac bedienen und Skype einschalten sollte und es klappte. Kurz darauf war die gesamte Familie Kunze vor dem Computer versammelt: Seniorsenior bis Juniorjunior und alle wollten Tante Aline sehen. Nach dem aufregenden Videoanruf sagten wir noch dem Esel, der mittlerweile neben unserer Hütte graste, gute Nacht und machten es uns auf der Pritsche gemütlich.

Wie immer ging es am nächsten früh aus den Federn, denn wir wollten zu unserem ersten Highlight des Tages – dem Moholoholo Rehabilitation Centre. Dort angekommen sahen wir schon vom Parkplatz aus das erste Rhino und gesellten uns zu Trekkingsandalenträgern mit der Spiegelreflex um den Hals. Kurz darauf stieß Oscar zu uns – unser persönlicher Ranger für den Vormittag. Er erzählte uns etwas über das Centre und wie sie die Tiere, die durch verschiede Fallen fast ums Leben gekommen, waren wieder aufpäppelten, um sie dann wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. Nach der Theorie kam die Praxis und wir zu einem Cheetah (ein Gepard namens Bullet), den wir nicht nur fotografieren, sondern auch anfassen durften. Ein Streichelzoo für Große sozusagen. Aber bitte nur am Hintern und am Schwanz, den am Kopf sind die Zähne und da möchte man nicht streicheln. Und so wanderten wir durch das Gelände und lauschten aufmerksam den Schicksalen der Tiere, fütterten Geier und ließen uns von einem Hornvogel „Geschenke“ machen, da er uns als „Freiwild“ sah und mit uns eine Lebenspartnerschaft eingehen wollte.
Der kuschelige Löwe, der einen halben Meter von uns entfernt stand, mochte übrigens gerne Finger. Unser Ranger riet uns also breit grinsend, diese vom Hochspannungszaun fernzuhalten.
Zum Schluss durften wir noch ein paar Fotos mit einem zarten 300kg Babyrhino machen und führen wieder zurück zu unserer Hütte, wo wir gemütlich den restlichen Tag verbrachten.

Fazit des Tages: Geparden sind keine Hauskatzen – stinken fieser als nasser Hund und das Fell macht jedem Stachelschwein Konkurrenz. Motten müsste man mit zwei Händen erwürgen und der kleine Hostel-Hund begattet mit Vorliebe die Katze. Und wenn etwas Grünes in der Dusche liegt, ist es selten die Seife, sondern meist ein „spannender“ Frosch (wir könnten schwören, wir haben ihn schon grinsen gesehen…)

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