Taxi Taxi

Für eine Strecke drei verschiedene Preise? Geht!

Was tut man in einer Stadt, die mehr zur Durchreise gedacht ist und bei der selbst die Einheimischen es nicht immer schaffen, das „alles cool“-Lächeln auf den Lippen zu behalten? Man besucht erst mal das Apartheid-Museum. Denn es ist wirklich kaum zu glauben, dass hier vor weniger als zwanzig Jahren noch eine Rassentrennung bestand. Und man merkt diesen Zwiespalt in jedem Gespräch, was man mit den Leuten hier führt. Und es gibt ja nicht nur „black“ und „white“. Die Ethnien, die hier heute aufeinander prallen, sind äußerst vielschichtig. Und verrückterweise sind sie sich auch alle untereinander nicht wirklich „grün“ (sondern in vielen Köpfen eben schwarz oder weiß).

Also, ab ins Museum. O-Ton unserer Gastmama „ach, Kriminalität… Steck dir eben ein bisschen Geld in den BH, damit du nach nem Raub wenigstens noch nach Hause kommst“. Ooooke, also mal kurz den Money-Push-Up angelegt und los geht’s.

Ah, erstmal überlegen, wie man da hin kommt… Sammeltaxi? Süßer kleiner Bus, in den geschätzte zwölf Leute passen, die alle die Knie an den Ohren haben. Also mal wieder die Gastmama fragen… „Wenn euch euer Leben ein paar Euro Wert ist, nehmt ein Privataxi“ Sie hat schon wirklich eine zarte Art, uns gemeinen Europäern die Kultur näher zu bringen…

Also ab ins Privataxi. Schlappe 12 Euro. Gar nicht mal so wenig… Das Museum ist definitiv ein Besuch Wert und kann einen stundenlang fesseln – wenn man schon gefrühstückt hat… Hatten wir nicht, also danach ab in die Stadt. Wieder schlappe 120 Rand „Festpreis“ (ja,sicher… Für weiße Touristen…) halbe Strecke, gleicher Preis, Schnäpper…

New Town. The place 2 be, laut dem Taxifahrer. Naja, wir wollen mal nicht übertreiben… Viele Museen, kann man nicht meckern. Aber ansonsten… Naja, brauchen wir nicht nochmal. Aber ein spitzen Lammcurry hatten wir!

Danach ging’s los, eine einheimische Simkarte zu kaufen. Nach 20 Minuten haben wir einen Laden gefunden. Naja, eine Einbuchtung mit viel Zeug drin… Wie viel da so von verschiedensten Lastwagen gefallen ist, wagten wir nicht zu mutmaßen. Der Kauf hat auch nur eine schlappe Stunde gedauert… Die Technik eben. Schön auch: man muss die Simkarte eigentlich mit Personalausweis und südafrikanischer Adresse registrieren. Hat kurzerhand der Shopinhaber gemacht, indem er von irgendwo her einen kopierten Ausweis herbei zog und die Dinger registrierte. Wenn wir also morgen von Interpol gesucht werden, war der nette Herr, dessen Identität wir nun auf unserer Karte haben, wohl doch nicht so ganz koscher. Man weiß ja nie, wer mit wem noch irgend eine Rechnung offen hatte…

Dann wurds richtig lustig. Challenge: finde ein Taxi, das uns zurück bringt. Also wieder irgendwen fragen. Auf Geheiß eines Mannes mit feuchter und undeutlicher Aussprache sind wir zu einer Art Markt gelaufen. Was wir dort fanden, war dann doch ein wenig… Uneuropäisch… In einer Art riesiger Tiefgarage trafen wir auf hunderte Minibusse. Alle mit laufendem Motor, kreuz und quer über die Randsteine und Gassen zwischen den Autos hindurchfahrend. Ein Lärm wie auf dem Grünstreifen der A3 zur Rushhour, dazwischen stehende Busse mit laufendem Motor, auf dessen Haube lautstark Karten gespielt wurde. Achja, vom Dauerlutscher bis zum blinkenden Warndreieck wurde zwischendurch auch noch alles verkauft. Nachdem wir kein normales Taxi finden konnten, sich langsam klaustrophobische Gedanken unseres Geistes bemannten und unsere Lungen statt CO2 gerne wieder Sauerstoff wollten, haben wir dann die Flucht ergriffen.

Zurück zum Simkartenhändler unseres Vertrauens. Keine Zähne mehr im Mund, aber Mitleid mit uns, rief er einen befreundeten Taxifahrer. Und diesmal fragten wir vorher, was so eine Strecke normalerweise kostet. 70 Rand, okay. Der Taxifahrer kam, wollte 100 Rand. Wir lächelten mild und fühlten uns schon richtig urban, als wir ihm 80 anboten. Und er nahm an. Was sind wir knallharte Geschäftsleute…!

Erkenntnis des Tages: an Ampeln kann man alles kaufen, rot ist gleich grün und Jo’Burg ist nett (kleiner Bruder von „richtig Scheisse“ und Cousin von „never again“) und wir finden Hitler auch blöd!

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